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Ökosysteme
die Lebensräume des Ökosystems Erde
Unter einem Ökosystem versteht man das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Lebewesen und ihrem abgegrenzten Lebensraum.
Ein Ökosystem besteht aus einem Biotop, dem Lebensraum von Organismen, und einer Biozönose, der Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren. Zu einem Ökosystem gehören also sowohl unbelebte (abiotische) als auch lebende (biotische) Bestandteile.
Biotop und Biozönose können nicht getrennt voneinander existieren, da jede Gemeinschaft von Lebewesen einen Lebensraum benötigt. Gleichzeitig wird ein Gebiet erst dann zum Lebensraum, wenn sich dort Tiere, Pflanzen und Pilze ansiedeln.
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Ökosysteme werden danach eingeteilt, ob sie Land oder Wasser-Lebensräume sind und zwar in:
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terrestrische Ökosysteme und
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aquatische Ökosysteme
Über 70% Prozent der Erdoberfläche bilden die "aquatischen" Ökosysteme. Diese werden in
"Marine" (Salzwasser) mit den Lebensräumen Meere, Korallenriffe, Mangrovensümpfe, etc. sowie
"Lymnische" (Süßwasser) z.B. Flüsse, Seen, Tümpel, usw. unterteilt.
Knapp 30% der Erdoberfläche sind von Land und dessen "terrestischen" Lebensräumen bedeckt
Wälder, Wiesen, Hecken, Moore, die Tundra, Grass- und Buschland, Steppen, Wüsten, usw.
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Ökosysteme werden aber auch durch bestimmte Eigenschaften beschreiben, nämlich nach:
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Größe und äußere Grenzen
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Offenheit
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Komplexität
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Dynamik
Größe und äußere Grenzen
Ökosysteme haben unterschiedliche Größen. Dabei gibt es keine Mindestgröße oder Maximalgröße.
Die Grenzen können je nach Lebensraum und Umweltbedingung fließend oder scharf gezogen sein.
So grenzt z.B. das Ökosystem Wald (Bäume, Waldbewohner, kühlere Lufttemperatur) oftmals unmittelbar an das Ökosystem Wiese (Blumen, Gräser, Insekten, wärmere Lufttemperatut) an.
Offenheit
Ökosysteme sind nach außen offen. Die Lebewesen können zwischen den Ökosystemen wechseln und interagieren. Geschlossene Ökosysteme gibt es in der Natur nicht.
Ein Vogel kann zum Beispiel problemlos aus dem Ökosystem Wald in das angrenzende Ökosystem Wiese fliegen. So kommt es zu einem Stoffaustausch und einem Energiefluss zwischen den Ökosystemen.
Dynamik
Ökosysteme müssen sich ständig an innere und äußere Veränderungen anpassen, sie sind also dynamisch. Die Ansiedlung einer neuen Tier- oder Pflanzenart wäre ein innerer, Eingriffe des Menschen in den Lebensraum ein äußere Einflüsse auf den Lebensraum.
Komplexität
Eine weitere Eigenschaft von Ökosystemen ist, das sie sehr komplex sind. Zwischen den Bewohnern des Ökosystems (Biozönose) und ihrer Umwelt (Biotop) herrschen unzählige, teilweise nur schwer definierbare Verbindungen. Dadurch entsteht ein komplexes Geflecht zwischen Tieren, Pflanzen sowie Pilzen und ihrer Umwelt.
Der Stoffkreislauf von Ökosystemen
In jedem Ökosystem leben verschiedene Organismen zusammen, deren Überleben voneinander abhängig ist. Dabei werden im Stoffkreislauf verschiedene Stoffe, wie Kohlenstoff oder Stickstoff, von Lebewesen zu Lebewesen weitergegeben.
Demnach werden die Lebewesen in einem Ökosystem in folgende drei ‚Rollen‘ eingeteil:
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Produzenten (‚Erzeuger‘): Zu ihnen zählen alle Pflanzen und Algen, die Photosynthese betreiben.
Sie stellen aus anorganischen, energiearmen Nährstoffen im Boden mithilfe von Sonnenlicht organische, energiereiche Biomasse her. Das sind zum Beispiel Blätter, Wurzeln oder Grashalme.
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Konsumenten (‚Verbraucher‘): Sie nehmen die organischen Stoffe auf, um sie als Baustoffe oder energieliefernde Stoffe zu nutzen. Sie sind also auf die Produzenten angewiesen. Bei diesen werden
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Konsumenten 1. Ordnung (Pflanzenfresser): Insekten, Mäuse, Hasen oder Rehe
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Konsumenten 2. Ordnung (Fleischfresser): Füchse oder Greifvögel unterschieden.
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Destruenten (‚Zersetzer‘): Alle entstehenden Abfälle, wie Ausscheidungen, Pflanzenreste oder Tierkadaver, werden von den Destruenten - Würmer, Mikroben, Bakterien - zersetzt.
So entstehen aus den organischen Stoffen wieder anorganische Stoffe.
Die Pflanzen oder Algen (Produzenten) verwenden die anorganischen Stoffe dann wieder für die Herstellung von Biomasse. So schließt sich der Stoffkreislauf.
Ökologisches Gleichgewicht und Störung von Ökosystemen
Ein Ökosystem ist im ökologischen Gleichgewicht, wenn sich die darin lebenden Arten über einen längeren Zeitraum nicht oder kaum verändern.
Wenn der Lebensraum aber durch innere oder äußere Veränderungen geschädigt wird, dann gerät das Ökosystem aus dem Gleichgewicht. Es kommt zu einer temporären oder aber auch dauerhaften Veränderung der Biozönose, der Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren.
Gründe dafür sind zum Beispiel:
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Zyklische Schwankungen: z.B. die Überflutung von Auwäldern
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Natürliche Einflüsse: Katastrophen wie Waldbrände, oder auch die Klimakrise
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Menschliche Einflüsse: Abholzung, Landumnutzungen, Verschmutzung, Zerstörung, Bodenversiegelung
Obwohl die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme wie Nahrung, sauberes Wasser und Medizin für das Überleben der Menschheit essenziell sind, verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch. Die Menschheit hat in den letzten 50 Jahren eine zuvor nie da gewesene Zerstörung der natürlichen Ökosysteme und damit auch der biologischen Vielfalt eingeleitet und wenig deutet derzeit darauf hin, dass sich diese Entwicklung ohne engagierte, private Initiativen verlangsamen oder gar umkehren könnte.
Drei Viertel der natürlichen Land- und Süßwasserökosysteme und etwa zwei Drittel der Meeresökosysteme sind inzwischen erheblich beeinträchtigt oder zerstört. (IPBES 2019 - Globaler Bericht - Artenvielfalt)
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Die Hälfte aller lebenden Korallen ist seit 1870 verschwunden.
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Die weltweite Waldfläche, die mehr als 50% aller terrestrischen Ökosyteme umfasst, beträgt aufgrund von Abholzung und Brandrodungen nur noch 68 % im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
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75 % der Landoberfläche und 66 % der Meeresfläche sind durch menschlichen Einfluss verändert.
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Über 85 % der Feuchtgebiete sind in den letzten 300 Jahren verloren gegangen.
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Vergleichbares gilt für die artenreichen, natürlichen Grasländer in Europa, die seit Jahrzehnten großflächig in "Hochleistungs-Agrarflächen" umgewandelt werden.
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Die Aichi-Biodiversitätsziele der CBD (Convention on Biological Diversity), die bis 2020 erreicht werden sollten, wurden deutlich verfehlt. Darüber hinaus wird auch das Erreichen der 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen kritisch diskutiert.
(IPBES 2021 - Globales IPBES-Assessment zu Biodiversität und Ökosystemleistungen)
In Mitteleuropa existieren meherere besonders schützenswerte Ökosysteme. Neben den borrealen Urwäldern, Mooren und den Süsswasserbiotopen sind es vor allem die nur noch seltenen, dafür umso artenreicheren, extensiven Wildblumenwiesen. Ihre hohe biologische Vielfalt und der damit verbundene Anteil an den uns von der Natur bereitgestellten Ökosystemleistungen übertrifft jene von Wäldern, Seen, Flüssen und Mooren bei weitem.
Die Wildblumenwiesen als hoch biodiverse Ökosysteme sind hauptsächlich durch zwei Faktoren gefährdet:
Zum einen ist das die Bodenversiegelung für den Wohn-, Siedlungs- und Straßenbau und zum anderen die konventionelle Landwirtschaft.
Unser ursprünglich kleinstrukturiertes, naturnah bewirtschaftetes Kulturland wird seit Jahrzehnten in hochproduktive, durch Mineraldünger und Pestizide belastete Ackerflächen umgewandelt.
Die artenreichen, ertragsarmen Wildblumen- und Wildkräuterwiesen verschwinden und werden dem schnellwüchsigen, chemisch oder mit Gülle gedüngten Wirtschaftsgrünland geopfert.